AD(H)S bei Erwachsenen

Lange Zeit standen von Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung betroffene Kinder im Fokus des allgemeinen Interesses. In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Kinder auch noch im Erwachsenenalter Probleme haben. Untersuchungen zufolge leiden 2-7% aller Erwachsenen an AD(H)S. Insbesondere bei Frauen/Mädchen wird AD(H)S oft nicht erkannt und die Betroffenen leiden unter Einschränkungen, ohne entsprechende Hilfe zu bekommen.

 

Die Problembereiche bei Erwachsenen mit AD(H)S betreffen:

  • Unaufmerksamkeit/Desorganisation
  • Hyperaktivität/Impulsivität
  • Begleitsymptome wie verringerte Stressresistenz, emotionale Überreaktion, hitziges Temperament.

Es gibt vorwiegend hyperaktiv/impulsive, unaufmerksam/desorganisierte oder gemischte AD(H)S-Typen, sowie unterschiedliche Schweregrade.

 

ADHS ist eine neurobiologisch bedingte Störung, die immer auch schon in der Kindheit vorhanden (wenn auch nicht immer erkannt) sein muss. Bei ADHS zeigen sich die Beeinträchtigungen in deutlich überdurchschnittlichem Ausmaß, anhaltend und in in mehreren Lebensbereichen, schränken das Leben der Betroffenen deutlich ein und bewirken oft, dass Betroffene ihre Talente und Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen können. 

 

Oft kommen andere psychische Erkrankungen, wie Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen noch hinzu. Überdurchschnittliche häufig tritt gemeinsam mit AD(H)S auch eine Autismusspektrumsstörung (Asperger-Austismus) auf. Dies kann bei Bedarf mit abgeklärt werden.

 

Wichtig ist, ADHS genau von möglichen anderen Störungsbildern abzugrenzen, komorbide (häufig durch ADHS verursachte Begleitstörungen) zu identifizieren und festzustellen, ob sich die Symptomatik nicht durch ein anderes Störungsbild besser erklärbar ist. Nur so kann eine korrekte und spezifische Behandlung erfolgen.

 

Eine psychologische Diagnostik kann hier Klarheit bringen. Auf Basis einer solchen Diagnostik kann in weiterer Folge eine spezifische und individuell angepasste medikamentöse Einstellung und/oder psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung von AD(H)S erfolgen.

AD(H)S Diagnostik

Um festzustellen, ob den wahrgenommenen Beeinträchtigungen tatsächlich AD(H)S zugrunde liegt, ist eine sorgfältige psychologische Diagnostik erforderlich. Diese beinhaltet bei AD(H)S:

  • Klinische Interviews
  • Eigenanamnese des aktuellen Zustandes und der Problematik in der Kindheit
  • Fremdanamnese bei aktuellen Bezugspersonen der Kindheit (telefonisch)
  • Ausschluss anderer psychischer Erkrankungen als Ursache der Symptomatik (z.B.: Traumafolgestörungen, Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis)
  • Testung der Konzentrationsleistung und des Arbeitsgedächtnisses, gegebenenfalls Intelligenzdiagnostik
  • Abklärung komorbider Symptomatik (z.B.: Depressionen, Ängste, Zwänge)
  • Ausschluss körperlicher Ursachen anhand vorliegender Befunde

Was sollten Sie zur ADHS Diagnostik mitbringen:

  • einen nahen Angehörigen (Elternteil) zur telefonischen Fremdanamnese (wenn möglich)
  • schriftliche Beurteilung der schulischen Leistung (Volksschulzeugnisse) , wenn vorhanden
  • Schulpsychologische Befunde, wenn vorhanden
  • Psychiatrische, neurologische, internistische und endokrinologische Befunde (Ausschluss einer Schilddrüsensymptomatik oder anderer Mangelerscheinungen)
  • Liste der Medikamente und Dosierung, falls regelmäßig eingenommen

Da es sich um eine aufwändige Diagnostik handelt, ist es empfehlenswert, sich um eine Rückerstattung durch die Krankenkasse zu bemühen. 

Die Kosten für eine ADHS Diagnostik inklusive ausführlichem Befund zur persönlichen Nutzung, Vorlage bei Ärzten und Therapeuten und 30 minütiger Nachbesprechung der Ergebnisse inklusive weiterer Behandlungsempfehlungen belaufen sich auf 600 Euro. 

 

Bei Bedarf kann zusätzlich das Vorliegen einer Autismusspektrumsstörung, die häufig kombiniert mit ADHS/ADS auftritt, abgeklärt werden, die Kosten der ADHS-Diagnostik erhöhen sich dadurch um 110 Euro.